Sa, 24 Januar, 20:00 Uhr - 22:30 Uhr
Stadthalle Northeim, Medenheimer Str.4,37154 Northeim
„In der Sowjetunion waren wir die Deutschen, in Deutschland sind
wir die Russen" - diese Worte seiner Großmutter haben sich in
Nikita Millers Gedächtnis eingebrannt wie ein sowjetischer Stempel
in einen Deportationsbefehl. Seine Oma würde heute noch
schwören, dass man mit einem Gläschen Vodka mit Pfeffer alle
Probleme lösen kann - vom Schnupfen bis zur Identitätskrise. Aber
ganz so einfach ist es dann doch nicht.
Als Nikita in den 90ern vom Gymnasium flog, weil er angeblich "zu
russisch" für Schiller war, ahnte er noch nicht, dass genau diese
Zerrissenheit zwischen den Kulturen einmal sein größter Schatz
werden würde. Zwischen deutschen Butterbroten und russischen
Pierogi, zwischen Realschulhof und den Geschichten seiner nach
Kasachstan deportierten Oma, fand er seinen ganz eigenen Weg.
Heute, während die Welt wieder einmal Kopf steht, gräbt Miller tief in seiner Familiengeschichte und
findet erstaunliche Parallelen zur Gegenwart. Er möchte wissen: Was macht uns eigentlich zu dem,
was wir sind? Die Gene unserer Vorfahren? Der Ort, an dem unser Personalausweis ausgestellt
wurde? Oder vielleicht doch die Tatsache, dass wir als Einzige in der Klasse wussten, wie man
"Dostojewski" richtig ausspricht?
Mit der Präzision eines deutschen Uhrmachermeisters und der Seele eines russischen Poeten nimmt
Miller sein Publikum mit auf eine Reise durch Zeiten und Kulturen. Denn am Ende ist es wie mit
einem guten Borschtsch - erst die richtige Mischung macht die Sache interessant. Und manchmal
braucht es eben eine Identitätskrise, um herauszufinden, wer man wirklich ist.